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Die Kapelle auf dem Jüdischen Friedhof war nur eines der zahlreichen Gebäude der Jüdischen Gemeinde Memels. Außer der Schule in der Kehrwiederstraße 4, dem Krankenhaus (Hintere Wallstr.) und dem Altersheim gab es ein rituelles Tauchbad (Mikve) in der Schlächterstr. 4. Und daß es in Memel mehrere Synagogen gab, rührte daher, daß je nach der Herkunft der zugewanderten Juden (Litauen, Rußland, Polen oder Deutschland) jeweils eigene Gebetshäuser entstanden waren.
Anhand der Memeler Adreßbücher lassen sich die damaligen Standorte folgender Bethäuser ermitteln.

In der Kehrwiederstraße 3 war die Synagoge der deutschen Juden. Bevor sie im Jahr 1886 gegründet wurde, hatten die deutschen Juden ihr Betlokal in der Bäckerstr. 11/12, wo der Lehrer und Prediger P. Stadthagen - Cultusbeamter der deutschen Synagoge - auch wohnte1). Stadthagen starb 1865, und sein Nachfolger wurde der Rabbiner Dr. Isaak Rülf. Das Anwesen in der Kehrwiederstraße wird in den Adreßbüchern bis einschließlich 1935 als "Jüdische Gemeinde" erwähnt. Im Einwohnerbuch von 1942 steht die Deutsche Allgemeine Treuhand G.m.b.H. als Eigentümer der Kehrwiederstr. 3 wie auch der Kehrwiederstr. 4; das war die Jüdische Schule. Dieses Gebäude findet man heute unter der Adresse Grįžgatvio gatvė 6. An der Stelle, wo nach Stadtplänen von 1898 und 1913 die Synagoge stand - nämlich hinter dem direkt an der Straße stehenden Gebäude Kehrwiederstr. 3 - findet man diesen Bau auf späteren Plänen nicht mehr. Er muß demnach um die Zeit des 1. Weltkriegs abgerissen worden sein.

Die Synagoge der polnischen Juden1) wurde 18352) 3) in der Hinteren Wallgasse 2 erbaut. Auch nach der Umbenennung dieser Gasse in Hintere Wallstraße (Adreßbuch 1909) ist die Synagogengemeinde hier - an der Ecke Synagogenstraße - zu finden. In den Adreßbuchjahrgängen 1926 bis 1931 ist sie als die "Alte Synagoge" mit der Adresse Synagogenstraße 2 zu finden. Im selben Zeitraum erscheint in der Wallstraße 13 eine "Synagogengemeinde", die folgerichtig die "neue" Synagoge der polnisch Juden gewesen sein muß.
Das Adreßbuch 1942 verwirrt zunächst bezüglich der Wallstraße 13. Es wird als Eigentümer die Allgem. Dt. Treuhand angegeben und in Klammern "Jüd. Friedhof" genannt. Das bedeutet, daß die Kapelle auf dem Jüdischen Friedhof nun die Nr. 13 trug, aber auch daß sie von den Nazis vereinnahmt worden ist. Aus Plänen der Stadt für diese Zeit ist zu entnehmen, daß das Synagogen-Gebäude nun die Hausnummer 11 trug. Die heutige Adresse dieses Anwesens ist Žiedų Skg. 6.
Über den Standort der "Alten Synagoge" ist nach 1931 weder aus Adreßbüchern noch aus Stadtplänen etwas zu erfahren. So ist anzunehmen, daß sie Anfang der 1930er Jahre abgerissen worden ist.

In der Baderstraße 11 stand nach der Grundsteinlegung am 9. August 1874 die 1875 eingeweihte Synagoge der russisch-litauischen Juden1). Sie wird in den Adreßbüchern (z.B. 1898) als Beth-Hamidrasch (Haus des Lernens und Lehrens, des Studierens oder im Jiddischen "Schul") aufgeführt. Der zuletzt (1935) erwähnte Vorsteher dieses Hauses war A. M. Kaplan.
Diese - wohl größte Synagoge Memels - wurde 1939 von den Nazis niedergebrannt 3).
Heute finden wir auf dem Grundstück lediglich eine Reihe garagenähnlicher Hütten. Doch kürzlich erst stieß man auf Fundamentfragmente. Archäologen gehen davon aus, daß es sich dabei um Grundmauern dieser Synagoge handelt, unter denen wiederum Fundamente eines noch älteren Gebäudes liegen.4).

Eine weitere Synagoge befand sich laut "Albert Kaiser - Führer durch Memel und Umgebung - 1935" in der Libauer Straße zwischen dem Böhmischen Brauhaus und dem Libauer Platz. Dieses eher inoffizielle Bethaus - es soll auch die Bezeichnung "Intelligenz-Synagoge" getragen haben - muß in einem der Anwesen entweder von Leo Rostowski (Haus-Nr. 44/45) oder von Louis Löwenstein (Haus-Nr. 46) gewesen sein.


1) Johannes Sembritzki, Memel im neunzehnten Jahrhundert.
Der "Geschichte Memels" zweiter Theil. Memel 1902

2) Ruth Leiserowitz, Juden in Memel und Heydekrug im 19. Jh.
Vortrag in Klaipeda im Jahre 2001

3) Sada Petružienė, Die jüdische Gemeinschaft in Klaipėda/Memel
Annaberg Annalen 16/2008

4) Sinagoga nusimeta paslapties šydą (Webadresse)

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