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The following article of the "Memeler Dampfboot" reports on the visit of the air-ship "Graf Zeppelin" above the town on September 24th 1930. The air-ship started its "Ostseefahrt" on September 23rd in Friedrichshafen and it reached Berlin the same day. The stay in Berlin lasted approximately one and a half hour. During the night the trip continued. Memel was reached at 6 o'clock in the morning of September 24th. Despite the early morning a large crowd of Memel's inhabitants did observe and admire this extraordinary visitor. "Graf Zeppelin" circled for 20 minutes over the town until it disappeared northwards setting course for Libau. At 09:52am Riga was reached. After the overflight of Reval the northernmost destination was Helsinki. The return voyage led via Stockholm and Berlin back to Friedrichshafen. |
Memel, 24. September 1930 Die Fahrtleitung des "Graf Zeppelin" hat ihr Versprechen, mit dem Luftkreuzer auf der Ostseefahrt auch M e m e l zu besuchen, erfüllt, und zwar in so zuvorkommender Weise, daß wohl jeder Einwohner unserer Stadt sich - wenn er Wert darauf legte - das seltene Erlebnis, das Luftschiff über der Stadt seine Kreise ziehen zu sehen, nicht entgehen zu lassen brauchte. Denn "Graf Zeppelin" flog ezwa 20 Minuten lang Schleifen über der Stadt. Alle, die ihn haben bewundern können, sind um ein starkes, symbolhaftes Erlebnis reicher. Und das lebhafte Tücher= und Hüteschwenken hinauf zum Luftschiff war nicht nur Gruß, war nicht nur Dank für den Besuch, sondern auch ein herzliches "Glückauf" für weitere Fahrten. "Graf Zeppelin" erschein heute morgen etwa um 6 Uhr über der Stadt, und zwar aus der Richtung des "Schweinerückens". Er überflog Schmelz und kam dann über die Zellulosefabrik nach der inneren Stadt. Hier überquerte er die Dange zwischen Karlsbrücke und Mündung und führte dann eine große Schleife aus, die über den nördlichen Teil der Stadt und weiter etwa über die Städtischen Betriebswerke, Janischken und die Johanniskirche wieder bis zur Dange ging, die etwa zwischen Börsen= und Karlsbrücke überflogen wurde. Man glaubte, jetzt werde das Luftschiff Kurs auf Libau nehmen, aber jetzt flog es fast noch eine Acht, und zwar ging diese über das Gerichtsgebäude, in einem nach Westen geöffneten Bogen nach Bommelsvitte, wieder nach der inneren Stadt, von der das Luftschiff schließlich in der Richtung Bahnhof Memel verließ. Es nahm etwa über Tauerlauken Kurs auf Libau. den ganzen Flug über der
Stadt ausgezeichnet verfolgen. Es ist spaßig, daß jeder, den man spricht, behauptet, daß das Luftschiff gerade über seinen Standort mehrere Male hinweggeflogen sei. Diese etwas seltsame Annahme ist leicht zu erklären: das Luftschiff befand sich über Memel wahrscheinlich in einer Höhe von etwa 300 Metern, so daß wohl jeder Beobachter leicht das Gefühl hatte, daß es gerade über seinen Standort hinwegfliegt. Es ist deshalb auch einigermaßen schwierig, den genauen Weg zu bestimmen, den das Luftschiff über der Stadt genommen hat. grüßte er Memel: Aus der Führergondel
wurde die Handelsflagge des Deutschen Reiches herabgelassen, die während der ganzen Zeit, in der sich das Luftschiff über Memel befand, tief unter der Gondel flatterte. Die Flagge ist allerdings von den meisten Beobachtern nicht als solche erkannt worden. Auf allen Plätzen und Straßen der Stadt, auf zahlreichen Häusern, von Ausbauten, Balkonen und aus Fenstern wurde von einer sehr zahlreichen Menschenmenge
der Flug des Luftschiffes beobachtet. Man kann sich kaum denken, daß irgend jemand diesen seltenen Besuch verschlafen haben sollte. Schon das sehr starke Geräusch der Propeller holte sehr viele Memeler aus den Betten; wer dieses starke Gebrumm nicht gehört hat, ist jedenfalls um seinen festen Schlaf zu beneiden. Selbstverständlich spielten sich zu dieser frühen Zeit die ergötzlichsten Szenen ab. Man sah Frauen und Männer in geradezu phantastischen Gewandungen. Es war eben alles so schnell wie möglich auf die Straßen, die Höfe und an die Fenster geeilt. Und ob die seidenen oder wollenen Strümpfe rutschten, ob die Bekleidung nur in einem Paar Unterhosen und einer Nachtjacke bestand, ob der Zopf auf dem Kopf seltsame Figuren beschrieb, - das alles war ziemlich nebensächlich. Überflüssig zu sagen, daß überall ein begeistertes Tücher= und Hüte=
schwenken einsetzte, sobald das Luftschiff sich näherte. Tief befriedigt war man, als das Luftschiff nun zwanzig Minuten lang über der Stadt kreuzte und sich von allen Seiten betrachten ließ. Zahlreiche Einzelheiten waren deutlich zu unterscheiden. Daß die große Führer= und Passagiergondel und die einzelnen Motorgondeln zu erkennen waren, ist ja selbstverständlich. Aber man konnte mit bloßem Auge sogar die brennenden elektrischen Lampen in dem
hinteren Teil der Führergondel, in der sich die Passagiere befinden, erkennen. Mit einigermaßen guten Gläsern waren auch Personen in der Gondel festzustellen, und zwar im Führerstand und in den Kabinen, wo die Passagiere durch die geschlossenen Fenster auf die Stadt heruntersahen Es entschwand dann aber wieder den Blicken
der Zuschauer. Was war geschehen? Das Luftschiff hatte nämlich durch die Funkstation des Flughafens Devau, mit der wir in der Nacht in Verbindung standen, uns um 2,15 Uhr nachts etwa aus der Höhe von Köslin gemeldet, es werde um 6 Uhr Memel überfliegen. Und weil die Fahrtleitung diese Nachricht gegeben hatte, wollte sie allem Anschein nach Memel nicht mit einem zu frühen Besuch sozusagen überrumpeln. "Graf Zeppelin" machte daher von der Nehrung, die er entlang flog, einen Abstecher nach dem Festlande, und zwar flog er etwa von Preil quer über das Haff nach Kinten und Heydekrug, überflog Heydekrug, wo er von den Einwohnern des Ortes sehr gut beobachtet und lebhaft begrüßt wurde, kam dann über Prökuls, flog wieder zum Haff, überflog Schwarzort aus nördlicher Richtung, machte südlich von Schwarzort kehrt und flog nun nach Memel. |
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