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Städtische höhere Mädchenschule in der Friedrich-Wilhelm-Straße

Zu den Privatschulen gehörte die 1806 errichtete, aber 1812 suspendierte Obertöchterschule, in der etwa 12 Mädchen der höheren Stände von den Lehrern der Lateinschule in ihren Freistunden unterrichtet wurden.1)

     Diese, nur ein paar Jahre existierende private Schule mag man als einen Vorläufer der städtischen höheren Mädchenschule ansehen. Daß 1826 eine wiederum private höhere Töchterschule gegründet wurde, die 1830 städtisch wurde und erst seit 1836 in der Friedrich-Wilhelm-Straße als Städtische höhere Töchterschule beheimatet war, beschreibt Sembritzki2) in folgendem Text.

Am 10. April 1818 urteilte der Consistorial- und Schulrath Dinter über das Memeler Schulwesen, ... dass ausser Königsberg so gute Elementarschulen selten oder fast nirgends anzutreffen sind. Wird Memel noch eine Elementarschule mehr haben und wird sich mit der Zeit eine höhere Töchterschule daselbst bilden, so wird Memel seinen Rang unter Preussens Städten in Hinsicht auf Schulen herrlich behaupten.
Die seit 1814 zum Stillstande gekommene Angelegenheit der Gründung einer höheren Töchterschule wurde 1821 durch Rosenheyn wieder angeregt. Die Schule bestand dann seit 15. Juni 1826 als Privatunternehmen unter Direction Ulrichs und in seiner Wohnung, bis am 21. December 1829 die Stadtverordneten ihre Zustimmung zur Errichtung der Schule gaben, welche dann in dem dazu gemietheten Sternberg'schen Hause Marktstraße 30 am 6. Mai 1830 mit 63 Schülerinnen in vier Klassen eröffnet wurde. Im Jahre 1836 hatte die Töchterschule auch seit dem 21. Juni in dem für den Consentius'schen Legat angekauften ehemals Wachsen'schen, dann Wwe. Consentius'schen Hause Friedrich-Wilhelm-Strasse 6/7 ihr eigenes Heim erhalten, und 1837 wurde das dazu gehörige Brauhaus zu einer Lehrerwohnung eingerichtet. Im Jahre 1839 hatte die Anstalt 100 Schülerinnen. Seit dem Jahre 1847 bis 1868 fanden bei der Anstalt auch Lehrerinnenprüfungen dazu besonders vorbereiteter Schülerinnen statt; Michaelis 1876 wurde wieder die sogenannte Selecta oder Seminar-Klasse in's Leben gerufen, deren Theilnehmerinnen seit 1887 nicht mehr in Königsberg, sondern hier geprüft werden.


Für den Zeitraum Mitte des 19. bis Anfang des 20. Jahrhunderts berichtete Memels Stadtbaurat W. Kleemann im Jahr 1911:

Der große Brand vom 4. Oktober 1854, dem ganze Stadtteile zum Opfer fielen, zerstörte auch die Töchterschule, nur die Ringmauern blieben stehen. Der Wiederaufbau des Gebäudes zog sich bis zum Jahre 1856 hin. In der Zwischenzeit wurde die Schule provisorisch anderweitig untergebracht. Nach Übersiedlung in das restaurierte Gebäude nahm der Zudrang zur Töchterschule stetig zu. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts genügte der alte Bau in der verkehrsreichen Friedrich-Wilhelm-Straße nicht mehr; die städtischen Körperschaften beschlossen daher den Neubau einer Höheren Mädchenschule in Verbindung mit einem Lehrerseminar, mit Übungsschule und einer Haushaltungsschule. Man entschied sich, den Neubau auf dem Grundstück Parkstraße 13/15 zu errichten und beauftragte den Magistratsbaurat Matzdorff - Berlin - mit der Ausarbeitung eines Vorentwurfes, der auch per Beschluß der Stadtverordneten-Versammlung vom 15. Dezember 1909 für die Ausführung bestimmt wurde.

Als das Memelland nach dem ersten Weltkrieg aufgrund des Versailler Vertrags von Deutschland abgetrennt wurde und sich Franzosen während der Jahre 1920 bis 1923 als offizielle Vertretung der Alliierten in Memel befanden, war in diesem Gebäude das Landesdirektorium für das Memelgebiet.
Danach, während der sogenannten Litauerzeit (1923 - 1939) befand sich die litauische Grundschule in dem Gebäude. Etwa zu Beginn der 1930er Jahre erhielt sie den Namen Duonelaitis-Schule. Deren Leiter war ab 1936 Eduardas Simaitis, welcher u.a. im Jahr 1932 für 96 Tage Präsident des Landes-Direktoriums gewesen war 3).

Nach 1939 war hier die Mädchen-Berufsschule zu Hause. Deren Direktor hieß Hans Blume.


Haus Nr. 6/7 in der Friedrich-Wilhelm-Straße, Ecke Kehrwiederstraße.

1) Johannes Sembritzki, Geschichte der Königlich Preussischen See- und Handelsstadt Memel,
Memel 1926, Seite 287.
2) Johannes Sembritzki, Memel im neunzehnten Jahrhundert. (Der "Geschichte Memels" zweiter Theil.), Seiten 83/84 u. 96/97.
3) siehe: http://en.wikipedia.org/wiki/Directorate_of_the_Klaip%C4%97da_Region

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