Der Sitzungssaal der Memeler Stadtverordneten im Magistratsgebäude, Luisenstraße.
Das Magistratsgebäude, die einstmalige Wohnung des Königspaares aus dem Jahre 1807. Die inneren Räumlichkeiten sind fast unverändert geblieben, namentlich hat man die von dem Königspaar bewohnten Zimmer unangetastet gelassen. Besonders wichtig ist der jetzige Sitzungssaal der Stadtverordneten, an dessen hinterer Wand drei Oelgemälde dem Eintretenden sofort ins Auge fallen; in der Mitte Kaiser Wilhelm I. in Lebensgrösse, von Seemann nach dem Leben gemalt, links Königin Luise, rechts König Friedrich III., beide von Kügelgen. Diese beiden Bilder sind von dem Königspaare den ehemaligen Wirthsleuten desselben, nämlich dem Kaufmann Consentius und seiner Gattin, denen das jetzige Magistratsgebäude damals gehörte, zum Andenken verehrt worden und später in den Besitz der Stadt übergegangen. In dem Bilde der Königin Luise hat Kügelgen ein Meisterwerk geliefert. Es giebt die bezaubernde Anmuth, den Liebreiz der hohen Frau in aller Treue wieder und hält den Beschauer lange gefesselt. Auch Kaiser Wilhelm II. hat bei seinem Besuche Memels am 25. August 1890 diesem Bilde besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Eine Photographie desselben in der Grösse des Originals befindet sich übrigens im Hohenzollernmuseum in Berlin, ein verkleinertes Abbild an der Spitze dieses Führers. Der Eintritt in den Sitzungssaal ist Jedem gestattet. Der Kastellan (im Vorzimmer oder in seiner Wohnung auf dem Hofe links 1 Treppe) zeigt dasselbe bereitwilligst. Von den an den Wänden des Vorzimmers zum Sitzungssaale hängenden Bildern, meistens Ansichten von Memel aus verschiedenen Zeiten, ist noch dasjenige erwähnenswerth, welches den Abschied des Königspaares am 25. September 1808 darstellt. Die Majestäten waren nämlich am 22. September 1808 nochmals von Königsberg nach Memel zu Besuch gekommen und fuhren am 25. September über die Nehrung wieder zurück.
