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Seit rund 150 Jahren ging man davon aus, daß es die Lepra in Deutschland nicht mehr gab. Doch Mitte des 19. Jahrhunderts trat die Krankheit dann im Kreis Memel auf.
Robert Koch, der Entdecker des Tuberkelbazillus, stellte 1896 bei seinen Forschungen vor Ort fest, daß die Krankheit aus Rußland, Norwegen und Schweden eingeschleppt worden sein mußte. Er fand jedoch die Stadt Memel selbst von der Lepra völlig verschont. Dagegen zeigte sich die Lepra in der Nähe der russischen Grenze und später auch im Norden des Kreises Memel und in den Vororten der Stadt.
Bei seinen Beschreibungen über die Ansteckung entwickelt Koch ein regelrechtes Sittenbild der damaligen Zeit. Er spricht davon, daß die Bevölkerung in engen Räumen zusammen lebe und schliefe. Infizierte Kleidungsstücke würden von Lebenden mitbenutzt. Auffallend oft wurde angegeben - so Koch -, daß die nacheinander Erkrankten zusammen in einem Bett geschlafen hätten. Andererseits fiel Koch auf, daß es einzelne Menschen gäbe, die vollkommen immun gegen Lepra waren. Als Beispiel hierfür führt Koch eine Frau an, die im Laufe von 20 Jahren nacheinander ihren Mann und vier erwachsene Kinder gepflegt und an die Lepra verloren habe. Trotzdem fand Koch sie bei der Untersuchung vollkommen gesund. Ähnlich verhielt es sich bei einem Mann, der seit 12 Jahren Lepra in seiner Familie hatte und jahrelang mit seiner leprösen Frau das Bett teilte.


Lepraheim Memel, 1930
Bildquelle: www.koenigsbergerdiakonie.de


Kochs Arbeit gab 1897 den letzten Anstoß zum Bau des Lepraheims in der Stadtplantage. Bei der Einweihung im Jahr 1899 war die Aufnahme von 16 Kranke möglich. Später kamen Kranke aus ganz Deutschland und auch aus dem Ausland hierher.
Im Oktober 1944 - nach den Erinnerungen von Schwester Emilie Ußkoreit soll es bereits am 2. August gewesen sein - kam die Nachricht, daß innerhalb von drei Stunden das Heim zu räumen sei. Kranke und die Schwestern kamen drei Tagen später in Königsberg an. Sie wurden in dem Königsberger Diakonissen-Mutterhaus der Barmherzigkeit aufgenommen. Dies war das Haus, von dem die Schwestern zuvor zu ihrem aufopfernden Dienst in das Memeler Lepraheim geschickt worden waren.


Weitere Informationen      http://www.lepramuseum.de

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