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Memel im Juni 1941.

Am 24. Juni 1941, bereits zwei Tage nach dem deutschen Angriff auf die UdSSR erfolgte ein Abwurf von sowjetischen Bomben auf Memel.

© UMBAS-Postcartensammlung
Der genaue Standort konnte bisher nicht ermittelt werden.

In der Regel wurden Fotos wie diese von städtischen Behörden in Auftrag gegeben, um die durch die Kriegseinwirkung entstandenen Schäden zu dokumentieren. Bei unseren Aufnahmen spricht einiges dafür, daß sie die Wehrmacht oder das Reichspropagandaamt veranlaßt hatte.


© UMBAS-Postcartensammlung
Der genaue Standort konnte bisher nicht ermittelt werden.




Ein Artikel im Memeler Dampfboot vom 30.06.1941 über die Beerdigungsfeier für die durch den Bombenangriff zu Tode gekommenen Zivilpersonen beginnt:

    "Zwölf Särge waren es, die am Sonnabend mittag vor der Kapelle unseres Friedhofes standen. Zwölf Särge, in denen die Opfer, die der bolschewistische Luftüberfall vom 24. Juni unter der Zivilbevölkerung unserer Stadt gefordert hatte, zur ewigen Ruhe gebettet waren. Jünglinge und Mädchen, kaum dem Kindesalter entwachsen, das herrliche, rätselvolle Leben schien noch ganz vor ihnen zu liegen, Frauen und Männer, gereift und auf der Höhe des Schaffens und Wirkens. Eine Greisin auch, die auf ein langes Leben zurückblicken konnte, das wohl Mühe und Arbeit gewesen war."

Und im Weiteren:

    "Tausende wären gerne gekommen, um von den Opfern des 24. Juni Abschied zu nehmen. Aber es ging nicht an, und so waren es neben den Angehörigen, den nächsten Nachbarn und Bekannten Vertreter der Partei und ihrer Gliederungen und Vertreter der Stadt, die sich vor der Friedhofshalle versammelt hatten, an ihrer Spitze Kreisleiter Grau und Oberbürgermeister Dr. Brindlinger. ...
    Am Grabe sprechen die Verteter der beiden Konfessionen, Generalsuperintendent Obereigner und Prälat Dannelautzki Worte des Trostes an die Angehörigen.

    Zehn der gefallenen Heimatgenossen werden Seite an Seite zur letzten Ruhe gebettet."

Warum nur zehn Heimatgenossen und nicht die anfangs erwähnten zwölf Toten? Waren es die zwei Schüler

  • Tomašauskas, Alfons (11) und
  • Tomašauskas, Stanislovas (13),

die hier ausgenommen wurden? Beider Namen sind in der Rubrik "Gestorben" im Memeler Dampfboot vom 28./29.06.1941 erwähnt. Und wenn sie, was anzunehmen ist, mit zu den zwölf auf dem Friedhof betrauerten Bombenopfern gehörten, dann sind sie vielleicht deshalb nicht mit den anderen gemeinsam bestattet worden, weil sie von Telšiai in Rußland waren.
Von den anderen Opfern erfährt man aus etlichen Traueranzeigen und aus den Mitteilungen vom "Standesamt der Stadt Memel":

  1. Barnowsky, Max, 41 Jahre, Holzbraker (Memeler Holzdrahtfabrik)
  2. Barnowsky, Hildegard, 17 Jahre, Lehrmädchen (beim Schuhwarenhaus Max Conrad)
  3. Behrendt, Helmut Erich, 21 Jahre, Arbeitsbursche (bei Pharmakon)
  4. Huhn, Johanne Wilhelmine, geb. Kulmegis, 73/74 Jahre, Rentenempfängerin
  5. Kossack, Johann (Jonis), 62 Jahre, Vorarbeiter (bei der Baufirma Walter Lehmann)
  6. Pauleit, George Otto, 60 Jahre, Händler
  7. Schanter, Edelgard Waltraut, 15 1/2 Jahre, Friseurlehrling (bei Wilhelm Paducks)
  8. Schewe, Gertrud Irmgard (Irma), 15 Jahre, Bürohilfe (bei Pharmakon)
  9. Silkeit, Else (Ilße), geb. Tendis, 43 Jahre, Gastwirtsfrau
  10. Warna, Herbert, 19 Jahre, Schuhmacherlehrling

Die Beerdigung hatte am Sonnabend, den 28.06.1941 um 15Uhr stattgefunden. Wegen etwaiger Fliegergefahr fielen an diesem Wochenende die Gottesdienste in Memels Kirchen aus. Am Sonntag darauf (06.07.) gab es unter Generalsuperintendent Otto Obereigner in der St.Johannis-Kirche einen Gedenkgottesdienst für die Opfer des Bombenangriffs.


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