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Bis zum Anfang der 1920er Jahre stand diese Gebäudegruppe noch an der Süderhuk. Bereits vor dem ersten Weltkrieg war der Abriß der Gebäude geplant gewesen. Sie waren damals schon ziemlich verfallen, boten aber wegen der Wohnungsnot infolge des Krieges den Bewohnern immer noch ein Dach über dem Kopf, so daß die insgesamt neun Familien hier leidlich vor Wind und Wetter geschützt waren. Viele Leute hielten die alten, heruntergekommenen Gebäude für einen Schandfleck der Stadt. Doch erst als in der Kirchhofstraße ein Speicher ausgebaut worden war, konnten die Bewohner dort hin ziehen und der Abbruch des alten Fährgrundstücks in Angriff genommen werden. Dies wird im Memeler Dampfboot vom 5. November 1921 berichtet. Der genaue Wortlaut:


Der Abbruch des Fährgrundstücks
Errichtung eines Umschlagsplatzes


    Ein denkwürdiger Zeuge der Geschichte Memels wird in Kürze beseitigt sein. Jeder Besucher des Sandkrugs wird, wenn er mit der Fähre aus der Dange herausfuhr, das alte F ä h r g r u n d s t ü c k in der Nähe der Zufahrt zum Festungsgraben gesehen haben. Manche Leute behaupteten, daß das allerdings ziemlich häßliche Gebäude ein "Schandfleck" im Stadtbild sei. Sie hatten nicht ganz unrecht, denn die drei zu einem Block vereinigten Gebäude waren mit der Zeit so verfallen, daß die neun darin untergebrachten Familien sich kaum vor Wind und Wetter schützen konnten. Bereits vor dem Kriege war daher auch der Abbruch dieser Gebäude geplant. Infolge des Krieges wurden diese Arbeiten zurückgestellt und nach dem Kriege machte die Behebung der Wohnungsnot es schwer, die Familien unterzubringen. Erst vor kurzem ist es gelungen, durch Ausbau eines Speichers in der Kirchhofstraße den Einwohnern ein Obdach zu schaffen, und so konnte der A b b r u c h des Fährgrundstücks in Angriff genommen werden. Das nach Westen zu gelegene Hauptgebäude ist, wie sich alte Leute noch erinnern können, eine F ä h r k n e i p e gewesen, die Brandstätter in seiner ''Morgendämmerung'' sehr romantisch beschreibt. Das Fährgrundstück muß schon mehrere hundert Fahre alt sein, weil ein Verbindungsgang von hier aus nach der Zitadelle unter dem Festungsgraben hindurchführen soll, der aber bis jetzt noch nicht freigelegt ist.
   Auf dem Gelände dieses Fährgrundstücks soll ein U m s c h l a g s p l a t z geschaffen werden und durch Verlegung einer Drehscheibe die Anschlußmöglichkeit an das Schmelzer Anschlußgleis nach der Süderhuk hierdurch herbeigeführt werden.
   Aus der G e s c h i c h t e des Fährgrundstücks sei nach Sembritzki folgendes mitgeteilt: Die Fähre von Memel über das Haff wurde durch Reskript d. d. Berlin 30. August 1764 dem Stadtkämmerer und späteren Vize-Bürgermeister Johann Heinrich Hoffmann als dem Meistbietenden für eine jährliche Arrende von 166 Thlr. 60 Gr. (= 20 Silbergr.) in Erbpacht verliehen. Er betrieb die Fähre mit einem Prahm und einem Boote; 1798 waren schon zwei große, und drei kleine Fährboote notwendig. Dem Fährbesitzer stand auch die Erhebung einer Abgabe am sogenannten B a u m von allen in die Dange einlaufenden Schiffen und den darauf befindlichen Personen, Tieren, Bier und Branntwein zu. Diese Baumabgabe wurde 1841 abgelöst und der Canon daher auf 106 Thlr. 20 Sgr. ermäßigt. Im Jahre 1862 wurde der Sandkrug von der Kaufmannschaft aus den Hafengeldern angekauft, 1870 ging er mit dem Pflanzungsterrain der Nehrung jedoch wieder an den preußischen Staat über und wurde 1882 der Domänenabteilung unterstellt.
   In den Jahren 1900 und 1901 wurden der Sandkrug nebst Fähre sowie die nördlich und südlich davon gelegenen Parzellen zum Zwecke des Villenbaus unter Abzweigung des Gebiets vom Forstbezirk Klooschen von der Stadt Memel erworben und in den Gemeindebezirk der Stadt Memel einverleibt. Mit dem Aufblühen der Pflanzungen auf der Nehrung ist der Sandkrug ein sehr beliebter Vergnügungsort geworden, so daß die Fähre schon seit vielen Jahren durch einen Dampfer betrieben werden muß. Schon 1809 hatte übrigens Polizeidirektor Flesche der Stadt den Vorschlag gemacht, die Fähre dem bisherigen Pächter abzukaufen, was wegen schlechter Finanzen abgelehnt wurde. Im Oktober 1887 wurde dann aus der Mitte der Bürgerschaft eine Petition um Ablösung der Fährgerechtigkeit und Verwendung eines Dampfers an die Regierung gerichtet, welch letztere auch der Stadt die Erwerbung der Fährgerechtigkeit vorschlug, jedoch damals eine Ablehnung erfuhr, weil man zu jener Zeit den heutigen Aufschwung des Sandkrugs noch nicht ahnte.


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