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Aus dem Buch:

DIE ARKTISFAHRT DES "GRAF ZEPPELIN"
von Dr. L. Kohl-Larsen

30. Juli 1931, um 10:20 Uhr sehe ich wieder einmal aus Gewohnheit aus dem Fenster hinaus. Es schimmert grünes Land, Wiesen und Wald hervor, flaches Land von gleichmäßigem Charakter, kleine Flußläufe, Waldstreifen und Seen mit Waldinseln. Gehöfte mit einem typischen Rechteckbau finden sich gehäuft in dem Siedlungsbilde, ein großes rundes Wasserloch, eine Schwemme für Tiere liegt fast immer in der Nähe. Ein Storch in gestörter Flugrichtung schwingt sich unruhig hin und her. Ich stelle jetzt endlich einmal fest, daß sich Schweine und Hühner am ungebärdigsten benehmen, wenn das Luftschiff über ihre Behausung fährt. Für sie muß es der leibhaftige Teufel sein, der den Tod bringt. Die Tiere rennen weg, aber es ist noch nicht so lange her, daß sie auch vor den Autos flohen. Es wird sicher auch der Tag einmal kommen, an dem das Luftschiff bestimmte Routen zieht und sein temperamentvolles Geräusch selbst die freien Tiere der sibirischen Steppe nicht mehr länger erschrecken wird.
Es ist 10:25 Uhr geworden, kurz vor Memel. Es geht jetzt deutschem Heimatland zu. Sagt nur nicht, daß dies ein gleichgültiger Augenblick für uns ist, auch wenn unten Moor, Wald und Felder mit reifen Früchten, Wassertümpel, Bäche sich nicht von der Landschaft der letzten Stunde unterscheiden. Wohl, wir sind ein vielsprachiges Schiff. Trotz aller Freundschaft hat aber doch ein jeder eigene Wurzeln, die nur auf einer besonderen Erde, der Heimaterde ihre Kräfte holen. Wohl, wir sind eine kleine Internationale, habe ich Euch aber nicht erzählt, daß Assberg und Krenkel in Begeisterung kamen, als sie das unendliche Land ihrer russischen Heimat zum ersten Male überflogen? Ich wollte, Ihr hättet den Stolz in ihren Augen gesehen, als vor Leningrad Kampfflieger mit den Sowjetsternen durch die weiche, blaue Luft flogen. Auch habe ich Euch erzählt, daß Ljungdahl seine Observationen abbrach, als wir schwedische Schären überflogen.
So wollen auch wir in Memel die erste deutsche Stadt grüßen! Wir wollen aus den Fenstern schauen und mit den Tüchern winken, wir wollen es besonders an dieser Grenzstadt tun!
Könnt Ihr dem Jubel widerstehen, der aus den Straßen herauf dringt, könnt Ihr dies je vergessen, das Leben, das aus allen Straßen, von allen Schiffen, aus allen Winkeln und Häusern dringt ?
Es klingt an unser Ohr wie eine einheitliche Melodie, wie Volksbewußtsein. Es ist Begeisterung! Ich sehe viele, deren Augen glänzen und feucht werden.
Wir hatten Memel kurz nach 10:30 Uhr passiert, nachdem wir mehrere Schleifen über dem Weichbild der Stadt gezogen hatten. Dann kam die herrliche Fahrt vorbei an Rositten und über der langen Nehrung, die das Kurische Haff fast zu einem Binnensee macht. Ich folge der langen, sandigen Zunge und sehe die Pflanzungen, welche der Erde Bestand geben sollen. Ich sehe Menschengruppen baden, jedesmal werden aus ihnen unruhige Knäuel, die ein Ereignis ergreift. Man sieht, wie einige Jungen, als sie das erste Dröhnen vernahmen, ZEPP in den Sand gegraben haben. Sie wurden nicht damit fertig, ließen die Schrift unvollendet, sangen und schrien vor Begeisterung.

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