Kirchen
Bei der Gründung der Stadt 1253 wurde der Bau von drei Kirchen durch Bischof Heinrich von Kurland ins Auge gefasst: St. Marien sollte Burgkapelle sein, St. Johannis Stadtkirche werden und St. Nikolaus dem Gottesdienst der Landbevölkerung bestimmt sein, aber auf die heutige Zeit überkommen ist - infolge des eingangs geschilderten geschichtlichen Werdeganges der Stadt - kaum der Name dieser Gotteshäuser. Kein Stein deutet an, wo sie ursprünglich gestanden, und manche kulturhistorischen Schätze und Andenken, an denen sonst Kirchen aus jenen Zeiten so reich sind und von denen auch unsere Chroniken berichten, sind verloren gegangen. S t. M a r i e n verschwand mit dem Eingehen der Burg. Die evangel.-luth. Stadtkirche S t. J o h a n n i s erhielt ihren heutigen Standort in der Marktstrasse im Jahre 1696 nach der Verheerung Memels durch die Schweden. Bei dem grossen Brande 1854 auch ein Raub der Flammen, erstand sie nunmehr neu in ihrer heutigen Gestalt. Die 1856 bis 1858 durch Hafenbauinspektor Bleek nach Zeichnungen Stülers unter Wiederbenutzung der alten Mauern errichtete Kirche ist eine 3 schiffig gewölbte Hallenkirche. Die Herstellung der Giebel und Türmchen über den Seitenschiffen soll von Friedrich Wilhelm IV., der sich sehr für den Bau interessierte, persönlich veranlasst worden sein. Die Vollendung des 75 m hohen Turmes wurde erst 1864 durch das Vermächtnis eines Bürgers ermöglicht. Seine Besteigung ist wegen des herrlichen Blickes über Stadt, Land, Haff, Nehrung und See sehr lohnend. (Meldung in der gegenüberliegenden Superintendentur.)
St. Johannis-Kirche
Das von demselben Fürsten gestiftete Altargemälde von Bouterwieck: »Christus auf dem Oelberge« und eine Gedenktafel in der Nähe des Altars sind Erinnerungszeichen an den Kirchenbesuch der Königlichen Familie 1807. Die beiden Gestalten zu Seiten des Altars, Christus und Moses, sind kunstvolle Holzskulpturen von Alberti. An der Aussenseite des Turmes ist eine Terracottemedaille aus gebranntem Ton des 1605 in Memel geborenen Dichters Simon Dach angebracht.
Litauischer Kirchgang
Die Kirche S t. N i k o l a i oder L a n d k i r c h e fand ihren heutigen Platz in der Friedrich Wilhelm-Strasse bei der Grundsteinlegung im Jahre 1686. Im Jahre 1854 ereilte sie dasselbe Schicksal wie die Stadtkirche und wurde 1855 - 56 neu erbaut. Sie ist bis heute das Gotteshaus der ländlichen litauischen Bevölkerung aus den Vororten und nächstliegenden Ortschaften. Ernst und feierlich, die Frauen in ihren charakteristischen Nationalkostümen, sieht man sie zum Gottesdienst schreiten und in derselben Stimmung die Kirche verlassen. Ihr Kirchengesang ist so voller Originalität und Kraft, dass er jeden Hörer zu gleicher Inbrunst mit fortreisst.
Der Landkirche gegenüber liegt die r e f o r m i e r t e K i r c h e. 1681 zum ersten Male hier begründet, hat sie sonst das Geschick ihrer beiden Schwestern geteilt. Sie ist 1859-60 ebenfalls durch Hafenbauinspektor Bleek unter Stüler in Anlehnung an die Formen des italienischen Rundbogenstils in eigenartiger Form unter Verwendung der Grundmauern des 18. Jahrhunderts mit einem campanileartigen Turm errichtet. Auch ihre Gestalt soll von Friedrich Wilhelm IV. beeinflusst sein.
Die e n g l i s c h e K i r c h e in der Holzstrasse, ein schlichter Putzbau in Formen der englischen Gotik von 1861 - 63, gehörte früher der englischen Gemeinde und ist jetzt Filiale der Stadtkirche.
K a t h o l i s c h e K i r c h e, Ende Töpferstrasse. 1863-65 nach dem Entwürfe des Baurat Meyer als 3 schiffige gewölbte Hallenkirche in gotischem Stile in Backstein errichtet mit spitzem Turm.
S y n a g o g e n: Kehrwiederstr. und Brauerstr.
|